Der Neembaum

Der Neembaum, eine Quelle hoch wirksamer Naturstoffe

Alles Leben folgt dem Gesetz des „Fressen und gefressen werden“, um im Verlauf vieler Millionen Jahren als Art zu überleben. Denken wir nur an die biblischen Plagen mit den riesigen Heuschreckenschwärmen, die auch bis heute auf dem Weg ihrer Wanderung ein kahl gefressenes Land hinterlassen und seine Bewohner dem Hungertod ausliefern können. Oder an die vielen Insekten, die Schaden als landwirtschaftliche Schädlinge anrichten. Oder an andere Insekten, welche Krankheiten auf den Menschen oder auf Pflanzen übertragen, wie die Malaria, die Schlafkrankheit oder von Pflanzenviren. Andere wieder können direkt oder indirekt für die Entwicklung von Allergien verantwortlich sein. Wir wehren uns mit der Entwicklung von chemischen Abwehrstoffen und Insektiziden mit all den Folgen einer zunehmenden Toleranz gegen diese Stoffe. Auch deshalb gewinnen Naturstoffe ein wachsendes Interesse sowohl für ihre direkte Anwendung als auch für Leitstrukturen zur Entwicklung neuer Syntheseprodukte.

Nun ist es natürlich interessant zu sehen, welche Strategien Pflanzen im Verlauf von Millionen Jahren zu ihrem Schutz vor Schädlingen entwickelt haben und besonders, wie viele chemisch interessante Stoffe die Natur uns damit anbietet. Bleiben wir bei den Heuschrecken. Nachdem die fressgierigen Schwärme alles Grüne vernichtet und dann weitergezogen sind, bleibt ein Baum mit seinen Blättern unversehrt – der tropische Neembaum. Seit alten Zeiten wird er deshalb zum Beispiel in Indien als „Heiliger Baum“ verehrt und Extrakte aus seinen Blättern oder Samen werden in der traditionellen Medizin und in der Landwirtschaft verwendet. Es ist üblich, einen Neembaum in der Nähe des Hauses zu haben, um Mücken abzuhalten oder man legt Zweige des Baums zwischen Wollsachen, die bei der Lagerung vor Mottenfraß geschützt werden sollen. So habe ich während meiner Forschungsprojekte in Indien gelernt, dass nach über hundert Jahren gelagerte Teppiche noch völlig unversehrt waren. Oder dass in Afrika, wo der Neembaum ebenfalls in großer Zahl wächst, diese Art von Mottenschutz häufig verwendet wird.

Prof. Dr. H. Rembold

Terra Nostra GmbH